Fast 450 Jahre hat das Alte Gymnasium Oldenburg schon auf dem Buckel, in seiner heutigen Gestalt am Theaterwall steht es seit beinahe 150 Jahren. Ein Grund für das Vokalensemble vox avis, sich das ehrwürdige Gebäude auch als Konzertort näher anzusehen – oder zu „ersingen“: Am Freitag, den 20. März 2020 gastiert das Vokalensemble in der Aula des Alten Gymnasiums Oldenburg.
In der bisher mehrfach durchgeführten Reihe „Siehe, du bist schön“ legen die elf Sänger*innen durch Zusammenklang von Musik und Vortrag das Augenmerk auf bemerkenswerte Räume der Stadt Oldenburg. Die Aula des im neogotischen Stil gebauten Gebäudes, das die älteste Schule der Stadt beherbergt, brannte im Jahr 1998 beim Schulbrand aus und wurde 2001 rekonstruiert. Seither besticht der Raum durch seine kunstvolle Holzdecke und die prächtige Wandbemalung. Auf dem Konzertprogramm stehen unter anderem Madrigale von Monteverdi und Hohelied-Vertonungen von Melchior Franck, die den Raum mit Vertonungen zum Thema „Liebe“ würdigen. Ergänzend bereichert Ralf Beiderwieden, langjähriger Lehrer am Alten Gymnasium und Fachleiter am Studienseminar Oldenburg das Konzert mit Hintergründen zur Geschichte des Raumes.
Eine weitere Besonderheit des Abends ist die Präsentation eines Cembalos des Oldenburger Cembalobauers Dietrich Hein. Das gerade fertig gestellte Instrument nach dem Vorbild von Ioannes Couchet (Antwerpen 1645) wird mit Werken von Sweelinck und Scheidt erstmals öffentlich gespielt.
Im Anschluss an das Konzert lädt vox avis herzlich auf ein Glas Wein oder Saft ein, um ins Gespräch zu kommen, den Raum zu erkunden und das Konzert nachklingen zu lassen. Die künstlerische Leitung haben Elisabeth Reda und Tammo Wilken, der Eintritt zu dem Konzert ist frei.
Über den Ort:
Das Alte Gymnasium Oldenburg ist die älteste Schule der Stadt Oldenburg, wurde 1573 als Lateinschule gegründet und hat seine Wurzeln in der Lamberti-Gemeinde, mit der es seitdem eng verbunden ist. Die Schule ist seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts ein Zentrum der humanistischen Bildung in der Region Oldenburg. Ein Schmuckstück des 1878 erbauten neogotischen Schulgebäudes ist die für die Stadt einzigartige Schulaula. Während ein Großteil der Schule vom Schulbrand im Jahre 1998 verschont geblieben ist, wurde die Aula samt ihrer Wandmalereien, der Holzdecke und der Orgel Opfer der Flammen. Bereits 2001 wurde die Aula in den heutigen Zustand rekonstruiert und lädt seitdem in ihrer Pracht zu Unterricht, Veranstaltungen und Konzerten aller Art ein. Aufgrund ihrer schönen Kulisse wird die Aula auch für Hochzeiten genutzt.
Werke
Claudio Monteverdi (1567-1643) – Si, ch’io vorrei morire
Johann Kuhnau (1660-1722) – Tristis est anima mea
Heinrich Schütz (1585-1672) – Die mit Tränen säen
Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621) – Onder een linde groen
Melchior Franck (1579-1639) – Aus den 5 Hohelied-Motetten
Meine Schwester liebe Braut
Ich sucht des Nachts in meinem Bette
Du bist aller Dinge schön
Samuel Scheidt (1587-1654) – Niederländisch Liedgen. Cantio Belgica Ach du feiner Reiter
Cypriano de Rore (1515-1565) – Ancor che col partire
Josquin Desprez (1450-1521) – Mille Regretz
Clement Janequin (1485-1558) – Il estoit une fillette